Herne. [sn] Uwe Wallbaum, der vielen Menschen auch als Heval Botan bekannt war, ist tot. Wie Freunde von ihm berichten, ist er am 03.02.2024 im Alter von 70 Jahren nach langer Krankheit im Lukas-Hospiz in Herne verstorben.
Uwes Leben war vom Internationalismus geprägt, und sein Herz hat neben der Musik im Besonderen für Kurdistan und die kurdische Freiheitsbewegung geschlagen. Bereits in den 1990er Jahren nahm er an den ersten Delegationen nach Kurdistan teil. Uwe hatte auch ein halbes Jahr während der Regierungszeit von Mohammed Dawud in Herat und Mazar-i-Sharif gelebt und gearbeitet. Im August 2021 schrieb er zur Situation in Afghanistan für ANF einen Kommentar unter der Überschrift „Die bunten Drachen über den Dächern von Kabul fliegen nicht mehr“, der seine Verbundenheit mit dem Land und den Menschen zeigte.
In Bochum war Uwe in politischen und kulturellen Gruppen aktiv. Mit dem selbst verwaltetem Kulturzentrum Bahnhof Langendreer war er mehr als drei Jahrzehnte „mit allen Höhen und Tiefen“ eng verbunden. Das Team vom Bahnhof Langendreer & friends schreibt in einem Nachruf über sein Leben in der Stadt: „Mit seinem unermüdlichen Engagement, den globalen Sound des Widerstands auch in Bochum und anderen Orten hörbar, fühlbar, sichtbar zu machen, hat er in Bochum so etwas wie lokale Konzertgeschichte geschrieben. Seit den 1990er Jahren organisierte er – lange Zeit mit Konzertgruppen wie Radio Bonte Koe und Radio El Zapote – Konzerte mit internationalen Bands aus Lateinamerika, Osteuropa, Türkei / Kurdistan, Euskadi und etlichen anderen Regionen der Welt. Wichtig waren nicht nur die Sounds, die anfangs hier kaum bei einem größeren Publikum bekannt waren, wichtig war ihm auch die Message: Die Bands brachten weltweite Kämpfe für Gerechtigkeit, Befreiung, gegen Rassismus und Unterdrückung auf die Bühne und waren für Uwe so auch Botschafter sozialer Bewegungen und globaler Solidarität. Mit vielen Bands pflegte er jahrzehntelange Kontakte und Freundschaften, auch das war ihm wichtig und sorgte für Kontinuität und steigende lokale Popularität der Bands.“
Uwe selbst war Mitglied der Band Compania Bataclan, die mit ihrer Musik und ihren Liedern über Zuversicht, soziale Gerechtigkeit und Widerstand im Balkan-Klezmer-Reggae-Ska- und französischen Musette-Style positive Stimmung macht.
Auch das Solibündnis für Rojava in Bochum nimmt Abschied von Heval Botan: „Uwe war bekannt für seine verlässliche und spontane Art. Egal zu welcher Uhrzeit, an welchem Ort – im Notfall war er immer zur Stelle. Auch wenn unsere durch Krisen gezeichnete Zeit ihn manchmal hoffnungslos stimmte, so hörte er nie auf, für Verbesserung zu kämpfen. Der politische Aktivismus und die Musik (beispielsweise von einer seiner Lieblingsbands Bandista) zogen sich durch sein Leben und gaben ihm immer wieder die Kraft weiterzumachen.“
Das Lukas-Hospiz muss jährlich 5 % der anfallenden Kosten selbst aufbringen und freut sich daher immer über Unterstützung. Mehr Infos dazu unter: https://www.lukas-hospiz.de/unterstuetzung-unserer-hospizarbeit.html