Berlin / Herne. [sn] Die elf AOKs haben beschlossen, bei Ibuprofen- und Paracetamol-haltigen Fiebersäften für Kinder ab sofort anfallende Mehrkosten zu übernehmen. Die Ausnahmeregelung soll zunächst für die laufende Erkältungssaison bis Ende März 2023 gelten. Mehrkosten entstehen Versicherten dann, wenn der Preis der abgegebenen Präparate über dem Festbetrag liegt, der von den Kassen erstattet wird. „Wir wollen in der angespannten Situation für etwas Entlastung sorgen“, so die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann.
Das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BfArM hat bislang zwar keinen „Lieferabriss“ bei Fiebersäften für Kinder festgestellt. Gleichwohl wird auf bestehende regionale Versorgungsengpässe und die eingeschränkte Verfügbarkeit der Präparate hingewiesen. „Diese Knappheit verunsichert derzeit viele Eltern mit erkrankten Kindern. Wir möchten unterstützen, indem wir die Mehrkosten, soweit sie anfallen, für unsere Versicherten übernehmen“, erklärt Reimann.
Angesichts der zunehmenden Lieferengpässe mahnt die Verbandschefin effektive Maßnahmen für mehr Versorgungssicherheit im Arzneimittelbereich an. Hierzu hatte die AOK-Gemeinschaft bereits vor zwei Jahren Vorschläge gemacht: „Auch in Deutschland muss es endlich ein Frühwarnsystem mit verpflichtenden Meldungen der Hersteller zu Lieferschwierigkeiten geben, wie es bereits in anderen Ländern umgesetzt wird. Außerdem sollten Bevorratung und Lagerhaltung bei Großhandel sowie pharmazeutischen Unternehmen ausgebaut werden. Bevor reflexartig an der Preisschraube zu Lasten der Beitragszahlenden gedreht wird, müssen diese Maßnahmen in der angekündigten Gesetzgebung erst einmal umgesetzt werden“, fordert Reimann.
Das AOK-Positionspapier „Versorgungssicherheit mit Arzneimitteln stärken“ findet sich unter: https://www.aok-bv.de/positionen/