Herne/Wanne-Eickel. [sn] Wer Graf Hotte kennt, weiß: Ganz ohne Musik würde er es nach seinem Abschied von der Bühne ohnehin nicht lange aushalten. Nun löst der Wanne-Eickeler Rocksänger sein Versprechen ein und meldet sich mit einer neuen Single zurück. „Der Motorrad Weihnachtsmann“ ist seit dem 01.12.2025 als rund dreiminütiger Titel auf den gängigen Streaming-Plattformen verfügbar, unter anderem bei Amazon Music und Apple Music.
Der Song ist mehr als nur ein weiterer Beitrag zur ohnehin übervollen Weihnachts-Playlist: Er ist eine sehr persönliche Widmung an den verstorbenen „Mondritter Bruder“ Reinhold Frank, der bei den Aktionen der Mondritterschaft in der Adventszeit als Nikolaus und Weihnachtsmann auftrat und für viele Kinder und Erwachsene zur festen Figur im Jahreslauf wurde. In seiner Mail an die Redaktion beschreibt Graf Hotte ihn als einen Weihnachtsmann, der im besten Sinne „stark, herzlich und immer für uns da“ war – ein Mensch, dessen Kostüme sorgfältig aufbewahrt und bei Veranstaltungen weiterhin genutzt werden, damit seine Präsenz in Wanne-Eickel und Herne nicht einfach im Archiv verschwindet. Während die Figur des Weihnachtsmanns seit dem 19. Jahrhundert als Symbolfigur des Schenkens in ganz Europa und Nordamerika verbreitet ist, mit rotem Mantel, weißem Rauschebart und Geschenkesack, übersetzt „Der Motorrad Weihnachtsmann“ dieses Bild konsequent in die Sprache des Ruhrgebiets: Hier bringt nicht der Schlitten die Geschenke, sondern ein Motorrad – mit Helm, Herz und einer klaren Botschaft von Solidarität und Zusammenhalt im Gepäck.
Gleichzeitig knüpft der Song an das an, wofür Graf Hotte seit Jahrzehnten steht: Rockmusik mit lokalem Bezug, Benefizaktionen für Kinder und soziale Einrichtungen sowie eine sehr eigene Erzählung über Wanne-Eickel und Herne. Auf seiner offiziellen Internetseite beschreibt er sich als Musiker, der die Region musikalisch begleitet und mit der Mondritterschaft Spenden für unterschiedliche Projekte sammelt.
Dass der neue Titel ausgerechnet einen Motorrad-Weihnachtsmann in den Mittelpunkt stellt, ist deshalb kein Zufall, sondern eine Fortsetzung der Idee, dass lokale Figuren und echte Menschen stärker wirken als austauschbare Werbe-Ikonen. Reinhold Frank, der „Ritter Kumpel“ aus der Widmung, war im Straßenbild der Stadt vor allem in der Adventszeit präsent – als Nikolaus, als Weihnachtsmann, als jemand, der sich sichtbar in den Dienst der guten Sache stellte. Der Song verschiebt diese Erinnerung nun in die digitale Sphäre und macht sie für alle abrufbar, die ihn kannten oder die sich mit diesem Typ Weihnachtsmann identifizieren können. Indem der Text den verstorbenen Freund als jemanden beschreibt, der „mit Herz und Helm durchs Leben gefahren ist“ und „überall ein Stück Freude hinterlassen hat“, wird der Motorrad-Weihnachtsmann zum Gegenentwurf zu den glattgebügelten, globalen Weihnachtskampagnen großer Marken: Es geht nicht um perfekt inszenierte Bilder, sondern um gelebte Nachbarschaft und konkrete Menschen, deren Engagement im Stadtteil Spuren hinterlassen hat. Gleichzeitig positioniert sich der Song bewusst in einer populären Tradition: Wer „Der Motorrad Weihnachtsmann“ streamt, erkennt sofort die vertrauten Elemente des Weihnachtsmann-Mythos, wie sie auch im kulturhistorischen Überblick beschrieben werden – vom Geschenkebringer für Kinder über das winterliche Gewand bis hin zum Ritual der jährlichen Wiederkehr.
Dass diese Figur hier auf ein Motorrad gesetzt wird, wirkt zunächst wie ein augenzwinkernder Bruch, ist aber in Wahrheit eine logische Fortführung der Idee, dass sich jede Region ihren ganz eigenen Weihnachtsmann schafft.
Ein Motorrad-Weihnachtsmann für Wanne-Eickel und Herne
Im lokalen Kontext von Wanne-Eickel und Herne ist der Motorrad-Weihnachtsmann weit mehr als eine schräge Bildidee. Graf Hotte, bürgerlich Horst Schröder, ist seit Jahren eng mit der Stadtgesellschaft und zahlreichen Initiativen verbunden, insbesondere mit seiner Mondritterschaft, die sich immer wieder an Benefiz- und Verkehrsaktionen beteiligt.
Wenn er in der Widmung schreibt, dass sogar die Verkehrswacht Wanne-Eickel e. V. „ein Auge“ auf den Motorrad-Weihnachtsmann habe, ist das nicht bloß ein Scherz, sondern eine Anspielung auf ganz konkrete Zusammenarbeit: Die Verkehrswacht Wanne-Eickel und ihre Herner Schwesterorganisation kümmern sich mit Schulprojekten, Jugendverkehrsschulen und Aktionen zur Beleuchtungspflicht seit Jahrzehnten darum, dass Kinder und Jugendliche sicher im Straßenverkehr unterwegs sind.
Medienberichte, etwa zur Beteiligung der Verkehrswacht an der „Aktion Licht“ für Schulen in Herne, zeigen, wie eng Verkehrsaufklärung und lokale Ehrenamtsstrukturen verflochten sind.
Ein Motorrad-Weihnachtsmann, der im Song ausdrücklich mit Herz und Verantwortungsbewusstsein unterwegs ist, fügt sich nahtlos in diese Logik ein: Er steht nicht für riskante Raserei, sondern für Sichtbarkeit, Achtsamkeit und ein klares „Schaut hin, wenn wir mit Kindern im Straßenverkehr arbeiten“.
Die Bildsprache der Single funktioniert dabei auf mehreren Ebenen. Für langjährige Fans ist sofort erkennbar, dass sich Motive aus früheren Liedern wie „Wanne-Eickel und Herne“ wiederfinden, in denen Graf Hotte die Region und ihre Menschen besungen hat.
Gleichzeitig öffnet der Motorrad-Weihnachtsmann die Tür für neue Kooperationen: Schulseelsorger:innen, Verkehrspädagog:innen und lokale Initiativen können den Song in Projekttagen oder Adventsaktionen einsetzen, um mit jungen Menschen über Sicherheit, Freundschaft und Trauerarbeit zu sprechen. Wenn Kinder gefragt werden, wie ihr idealer Weihnachtsmann aussehen würde, dürfte ein Motorrad-Helm vermutlich häufiger genannt werden als ein Rentierschlitten – gerade in einer Stadt, in der motorisierte Mobilität trotz Verkehrswende weiterhin zum Alltag gehört. Dass die alten Kostüme von Reinhold Frank weitergetragen werden, macht den Song zusätzlich zu einem Stück gelebter Erinnerungskultur: Es geht nicht nur darum, jemandem ein Denkmal zu setzen, sondern darum, seine Rolle sichtbar fortzuführen. Und genau hier setzt die Musik an: Statt eines pathetischen Denkmals im Steinformat entsteht ein „rollendes“ musikalisches Denkmal, das jedes Jahr aufs Neue zum Einsatz kommen kann – auf Weihnachtsmärkten, in Gemeindehäusern, bei Aktionen der Mondritter:innen oder in den Programmen der Verkehrssicherheitsarbeit. Die Verbindung von Motorrad, Nikolausfigur und realer Biografie betont, dass auch ein lokaler Weihnachtsmann mehr sein kann als nur ein kostümiertes Fotomotiv.
Streaming, Erinnerungskultur und der Sound der Stadt
Dass „Der Motorrad Weihnachtsmann“ nicht nur auf der heimischen Stereoanlage, sondern weltweit per Stream abrufbar ist, gehört inzwischen zur Normalität moderner Veröffentlichungen – verändert aber dennoch die Art, wie lokale Musik rezipiert wird. Über Plattformen wie Amazon Music, wo die Single als eigenständiges Release mit gut drei Minuten Laufzeit geführt wird, können ehemalige Herner:innen, Ruhrgebietsauswander:innen und Fans der Mondritterschaft den Song auch weit entfernt von Wanne-Eickel hören.
Damit wird aus einer ursprünglich lokalen Widmung ein digitales Erinnerungsstück, das in der Vorweihnachtszeit praktisch überall aufrufen lässt, wo Menschen sich mit dieser sehr speziellen Mischung aus Ruhrpott-Romantik, Motorrad-Ästhetik und gelebter Solidarität identifizieren. Im Vergleich zu den in der Fachliteratur beschriebenen historischen Wandlungen des Weihnachtsmann-Bildes – vom religiösen Nikolaus über den säkularen Gabengeber bis hin zur globalisierten Werbefigur – wirkt diese Version fast schon bodenständig: Ein Mann aus der Nachbarschaft, ein Motorrad, ein Musikprojekt, eine Widmung an einen verstorbenen Freund.
Wer den Song hören möchte, findet ihn unter anderem über die Produktseite „Der Motorrad Weihnachtsmann“ bei Amazon Music, die als eigenständige Single geführt wird. Amazon Music: Der Motorrad Weihnachtsmann
Damit reiht sich der Titel in die wachsende Liste digital verfügbarer Veröffentlichungen von Graf Hotte ein, der seine Musik und Benefizprojekte seit Jahren kontinuierlich in die Onlinewelt verlängert. Gleichzeitig bleibt der Bezug zur Stadt klar markiert: Wer tiefer in die lokale Berichterstattung einsteigen möchte, findet in der Rubrik LOKALES der SN SONNTAGSNACHRICHTEN zahlreiche Beiträge, in denen das Zusammenspiel von Ehrenamt, Kultur und Stadtentwicklung in Herne und Umgebung dokumentiert wird. Rubrik LOKALES der SN SONNTAGSNACHRICHTEN
Dass ein Motorrad-Weihnachtsmann mit Mondritter-Vergangenheit genau hier verortet ist, wirkt entsprechend folgerichtig: Er gehört zu einer Stadt, in der bürgerschaftliches Engagement, schräge Ideen und ernst gemeinte Solidarität traditionell eng zusammengehören.
In einem medialen Umfeld, in dem jedes Jahr neue, austauschbare Weihnachtssongs auf den Markt drängen, setzt „Der Motorrad Weihnachtsmann“ einen bewusst anderen Akzent. Statt auf klanglich glattpolierte Beliebigkeit zu setzen, erzählt der Song eine konkret verortete Geschichte – mit Namen, mit Biografie, mit Bezug zu Vereinen und Initiativen, die in Herne und Wanne-Eickel seit langer Zeit arbeiten. Wer sich fragt, ob es „den Weihnachtsmann“ im Zeitalter der Streamingdienste eigentlich noch gibt, erhält hier eine durchaus eindeutige Antwort: Ja, es gibt ihn – nicht als globales Marketingmaskottchen, sondern als Figur, die sich in lokalen Biografien, Erinnerungen und Liedern materialisiert. Für Reinhold Frank bleibt dieser Motorrad-Weihnachtsmann ein musikalisches Denkmal; für die Stadt ist er ein weiteres Puzzlestück im Mosaik der eigenen Identität. Und für alle, die sich in den kommenden Wochen durch den digitalen Weihnachtsmusik-Dschungel kämpfen, könnte er zu genau dem Lied werden, das sie ihren Freund:innen mit dem Hinweis weiterleiten: „Das hier kommt aus unserer Stadt.“
























