Herne. [sn] Das Hallenbad Eickel ist längst mehr als eine technische Frage von Abriss oder Sanierung. Es ist zu einem Symbol für Glaubwürdigkeit, Transparenz und Bürgernähe in der Kommunalpolitik geworden. Im Zentrum stehen die Grünen in Herne, insbesondere ihr (Ex-)Stadtverordneter Fabian May. Ihr Verhalten in den vergangenen Monaten hat nicht nur für Empörung in der Bürgerschaft gesorgt, sondern auch zu einem massiven Vertrauensverlust geführt, der sich bei der Kommunalwahl 2025 in dramatischen Stimmenverlusten niederschlug.
Vom Bürgerwillen zum politischen Streitfall
Die Geschichte beginnt mit einer beeindruckenden Leistung der Bürgerinitiative (BI) Hallenbad Eickel. Fast 18.000 Menschen unterzeichneten Petitionen für den Erhalt des alten Schwimmbads, das 1954 eröffnet und 2015 geschlossen wurde. Viele Bürger:innen verbanden damit Erinnerungen, Identität und die Forderung nach einer nachhaltigen Nutzung bestehender Bausubstanz.
Eine Machbarkeitsstudie, die im Frühjahr 2024 vorgestellt wurde, bestätigte die Argumente der Initiative: Eine Sanierung wäre günstiger als ein Abriss und Neubau. Die Kosten lagen – je nach Variante – zwischen 15 und 20 Millionen €, wobei die Sanierung die wirtschaftlichere Lösung darstellte.
Doch statt dieses Ergebnis zur Grundlage für eine offene Diskussion zu machen, begannen Stadtverwaltung und Teile der Politik, Zweifel zu säen. Plötzlich war von „Chlorfraß“ im Altbau die Rede, von angeblich höheren Unterhaltskosten und von nicht vorhandenen Fördermitteln. Für die Bürgerinitiative war klar: Hier wird ein unliebsames Ergebnis kleingeredet, um den längst politisch beschlossenen Neubau durchzusetzen.
Fabian May, (Ex-)Stadtverordneter der Grünen, schoss besonders scharf. Er bezeichnete die Bürgerinitiative öffentlich als „kein seriöser Partner“ und warf ihr vor, sie „reiße Dinge aus dem Zusammenhang“ und „vergifte das politische Klima“. „Die Initiative konterkariert ihre Erfolge durch eine populistische Kampagne“, erklärte May in der WAZ.
Solche Worte wirkten wie eine Ohrfeige für die vielen Bürger:innen, die sich ehrenamtlich und mit viel Engagement für den Erhalt eingesetzt hatten.
Die Stellungnahme der Grünen: Irreführung statt Aufklärung
Nach massiver Kritik veröffentlichten die Grünen am 28. Juni 2025 auf ihrer Website gruene-herne.de eine Stellungnahme auf unseren Artikel. Darin versuchen sie, die Vorwürfe zu entkräften. Doch bei genauer Analyse zeigt sich: Vieles ist beschönigend, manches schlicht irreführend.
Die Partei behauptet, die Entscheidung sei „das Ergebnis eines mehrjährigen, fachlich intensiv begleiteten Prozesses“. Sie betont, Bürger:innen seien „umfassend beteiligt“ worden und verweist darauf, dass die 18.000 Unterschriften „nicht mit einem formalen Abstimmungsergebnis vergleichbar“ seien. Zudem sei ein Neubau langfristig wirtschaftlicher.
Diese Argumentation läuft aber gleich in mehreren Punkten den eigenen Grundwerten der Grünen zuwider.
Grüne Werte auf dem Prüfstand
- Das Grundsatzprogramm der Grünen von 2020 betont: „Die Umwelt zu schützen und zu erhalten, ist Voraussetzung für ein Leben in Würde und Freiheit“ (Bündnis 90/Die Grünen, Grundsatzprogramm 2020). Damit ist ein klarer Anspruch verbunden, bestehende Substanz möglichst zu erhalten und Ressourcen zu schonen.
- Auch das Bundestagsdokument „Bauen im Bestand erleichtern“ fordert, vorhandene Gebäude stärker zu nutzen, Leerstände umzuwandeln und die graue Energie in bestehenden Bauten nicht durch Abriss zu vernichten (Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion, Fachtext, 2021). Genau das Gegenteil passiert in Herne: Abriss statt Sanierung, Ressourcenverschwendung statt Ressourcenschonung.
- Auf einer Landesdelegiertenkonferenz der Grünen NRW im Mai 2025 wurde zudem beschlossen, dass „sanierungsbedürftige Immobilien nicht verfallen dürfen, sondern nachhaltig entwickelt werden müssen“ (Grüne NRW, Beschluss 24. Mai 2025). Auch dieser Leitsatz wird durch die Haltung der Herner Grünen konterkariert.
- Demokratische Beteiligung gilt den Grünen offiziell als Kernelement. Doch während die Stellungnahme auf Bürgerdialog verweist, wurden zentrale Fachgespräche ohne Vertreter:innen der Initiative geführt. Das widerspricht den programmatischen Forderungen nach echter Partizipation.
- Schließlich verlangt das grüne Bundesprogramm, bei allen Bauentscheidungen soziale und finanzielle Verantwortung mitzudenken. Abriss und Neubau bedeuten aber höhere kommunale Eigenanteile, steigende Folgekosten und damit Belastungen für Bürger:innen.
Kommunalwahl 2025: Die Quittung der Wähler:innen
Die Bürger:innen in Herne ließen sich das nicht gefallen. Am 14. September 2025 stürzten die Grünen bei der Kommunalwahl von 15,81 % (2020) auf 8,46 % ab. Aus 10 Ratsmandaten wurden 5 – ein Verlust von der Hälfte der Sitze.
Damit haben die Wähler:innen deutlich gemacht: Wer Prinzipien verrät und Bürgerinitiativen diskreditiert, verliert das Vertrauen.
Die Wahl wurde zu einem Referendum über die Glaubwürdigkeit der Grünen. Das Signal ist klar: Politik, die an Bürger:innen vorbeigeht und eigene Beschlüsse ignoriert, hat in Herne keinen Platz.
„Besonders Fabian May bekam die Quittung der Wähler:innen“, heißt es in politischen Kreisen. Der Grünen-Politiker, der in der Hallenbad-Debatte als Wortführer auftrat und die Bürgerinitiative scharf attackierte, wurde bei der Kommunalwahl nicht nur an der Urne abgestraft. Auch die eigene Partei setzte ein deutliches Zeichen: Durch einen hinteren Platz auf der Ratsreserveliste hat May de facto keine reelle Chance mehr, in den kommenden fünf Jahren im Rat vertreten zu sein.
Damit ist klar: Seine Rolle als Fraktionsvertreter im Verfahren Hallenbad Eickel hat nicht nur dem Ansehen der Grünen in der Stadt geschadet, sondern auch seiner eigenen politischen Karriere. Während andere Fraktionsmitglieder versuchten, Schadensbegrenzung zu betreiben, zahlte May persönlich den höchsten Preis – den Verlust des Ratsmandats und das ist auch gut so!
Forderung nach Konsequenzen
Die SN SONNTAGSNACHRICHTEN fordern deshalb: Fabian May und die verantwortlichen Vertreter:innen der Grünen in Herne müssen die Konsequenzen ziehen und zurücktreten.
Nur durch personelle Veränderungen kann Glaubwürdigkeit zurückgewonnen werden. Nur so ist ein echter Neuanfang möglich – mit Menschen, die bereit sind, grüne Werte tatsächlich zu leben.
Placebo-Politik, die Bürger:innen Beteiligung vorgaukelt und ökologische Prinzipien missachtet, führt nicht weiter. Wer Vertrauen verspielt, muss Verantwortung übernehmen.