Herne/Wanne-Eickel. [sn] Die Bürgerinitiative „Für das Hallenbad Eickel“ schlägt Alarm: Wird das stillgelegte Hallenbad Eickel abgerissen, bevor ein neues VARIO-Bad tatsächlich steht, droht nach ihrer Einschätzung ein Dominoeffekt mit weitreichenden Folgen – von der Rettungsschwimmer-Ausbildung über die Vereine bis hin zum regulären Schulschwimmen in ganz Herne. Anlass der Kritik ist die städtische Linie, das alte Bad vom Netz zu nehmen und durch ein neues VARIO-Schwimmbad für Schul- und Vereinsschwimmen zu ersetzen, dessen Realisierung nach aktuellem Stand frühestens in einigen Jahren zu erwarten ist. Über diese Weichenstellung berichtete unter anderem ein Bericht der WAZ zum geplanten Variobad in Herne, der die politische Ausgangslage skizziert.
Gleichzeitig zeigt ein Blick auf die übrige Bäderlandschaft in Herne, dass die Reserve knapp ist. Derzeit betreibt die Stadt nach eigenen Angaben mehrere Lehrschwimmbecken an Schulen sowie eine Kleinschwimmhalle, die tagsüber für den Schulunterricht und am späten Nachmittag sowie abends für den Vereinssport genutzt werden. Fällt in dieser Lage auch nur ein wesentlicher Standort dauerhaft weg, droht nicht nur ein Engpass bei Trainingszeiten, sondern – und darauf legt die Bürgerinitiative den Fokus – ein struktureller Bruch in der Ausbildungskette vom Nichtschwimmer zur Rettungsschwimmer:in.
Dominoeffekt bei der Rettungsschwimmer-Ausbildung – und die Folgen für den Unterricht
Kern der Kritik ist die aktuelle Planung für das VARIO-Bad: Nach dem bisher bekannten Entwurf ist kein Sprungturm mit 3-Meter-Plattform vorgesehen. Genau eine solche Anlage mit entsprechend tiefer Sprunggrube ist für die Rettungsschwimmer-Ausbildung jedoch unverzichtbar. Darauf weist die Initiative unter Berufung auf Anforderungen der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und der Schulen hin. Die Bedeutung dieser Organisation für Ausbildung, Prävention und Wasserrettung wird etwa im Wikipedia-Artikel zur Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft deutlich, der die Struktur und Aufgaben der DLRG beschreibt.
In Herne gibt es nach Angaben der Initiative derzeit nur einen einzigen 3-Meter-Sprungturm, der für Ausbildung und Training genutzt werden kann. Fällt dieser Standort – etwa durch technische Defekte, Sanierung oder Umbaumaßnahmen – für längere Zeit aus, gibt es keine echte Ausweichmöglichkeit im Stadtgebiet. Die Sorge der Bürgerinitiative: Ohne funktionierende Sprunganlagen und geeignete Wassertiefen können Rettungsschwimmer:innen ihre Prüfungen nicht ablegen, Lehrkräfte ihre Rettungsfähigkeit nicht verlängern, und am Ende ist es die Schule, die den Schulsport nicht mehr ordnungsgemäß anbieten kann.
Der von der Initiative beschriebene Dominoeffekt lässt sich in vier Stufen zusammenfassen: Zunächst steht der Ausfall oder Abbau der einzigen 3-Meter-Sprunganlage im Raum. Daran schließt sich die Einschränkung der Rettungsschwimmer-Ausbildung an, insbesondere für Lehrer:innen und weitere Aufsichtspersonen, die für den Schulschwimmunterricht zwingend erforderlich sind. In einem dritten Schritt wird der notwendige Betreuungsschlüssel für beaufsichtigtes Schwimmen unterschritten, weil nicht ausreichend qualifizierte Aufsichten zur Verfügung stehen. In der letzten Stufe steht dann der Ausfall oder teilweise Ausfall des Schulschwimmens in Herne, weil Schulen den Unterricht aus Sicherheitsgründen nicht mehr regelgerecht durchführen können.
Hinzu kommt die ohnehin kritische Ausgangslage: Bundesweit weisen Fachverbände seit Jahren darauf hin, dass immer mehr Kinder die Grundschule verlassen, ohne sicher schwimmen zu können. Die DLRG sieht die Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung deshalb als Kernaufgabe und stellt auf ihrer eigenen Seite umfangreiche Informationen zu Kursen, Baderegeln und Prävention zur Verfügung; wer sich vertiefen möchte, findet diese direkt bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Die Bürgerinitiative in Herne verortet die städtische Bäderpolitik vor diesem Hintergrund als besonders kurzsichtig: Während andernorts Wasserflächen gesichert oder sogar ausgebaut werden, riskiere Herne eine weitere Verengung der Kapazitäten.
Fördermittel, Sanierungsoptionen und die Frage: Wird wirklich alles versucht?
Besonders scharf widerspricht die Bürgerinitiative der städtischen Behauptung, eine Sanierung oder Reaktivierung des Hallenbades Eickel sei „nicht förderfähig“. Sie verweist auf Programme von Bund und Land, die explizit Schwimmbäder und Sportstätten adressieren. Dazu zählt vor allem das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“, über das seit Jahren Sporthallen, Schwimmbäder und Mehrzweckanlagen modernisiert werden. Auch frühere Pakte zur Förderung von Sportstätten haben gezeigt, dass hohe Förderquoten möglich sind, wenn Kommunen ihre Projekte konsequent vorbereiten und politisch priorisieren.
Aktuell besonders relevant ist die „Kommunalrichtlinie“ der Nationalen Klimaschutzinitiative, über die energetische Sanierungen kommunaler Liegenschaften – ausdrücklich auch in Sport- und Bäderbereichen – gefördert werden können. Aus Sicht der Initiative wäre es Aufgabe der Stadt Herne, gemeinsam mit Vereinen, DLRG und Politik ein Gesamtpaket aus baulicher Sanierung, energetischer Modernisierung und langfristiger Betriebsstrategie zu schnüren, statt frühzeitig einen Abriss als quasi alternativlos darzustellen. Zur Fülle an Hintergrundwissen, Stellungnahmen und Analysen, die Eltern, Lehrkräfte und Trainer:innen bei dieser Diskussion benötigen, zählen auch praxisorientierte Ratgeber; exemplarisch sei hier das über den Buchhandel erhältliche Fachbuch „Schwimmen lernen für Kinder und Erwachsene“ genannt, das etwa unter „Schwimmen lernen für Kinder und Erwachsene“ im Buchhandel geführt wird und Grundlagen, Übungsformen und Sicherheitsaspekte aufbereitet.
Die Bürgerinitiative betont in ihren Stellungnahmen, dass es ihr nicht um Symbolpolitik für ein „altes Bad“ gehe, sondern um die Sicherung einer Ausbildungskette: vom Nichtschwimmer über den Schulunterricht bis zur Rettungsschwimmer:in. Sie erinnert daran, dass es in der Vergangenheit bereits mehrere Bürgerbegehren zum Erhalt des Hallenbads Eickel gab und zahlreiche Schreiben an Oberbürgermeister, Fraktionen und Verwaltung gestellt wurden, die nach ihrer Darstellung weitgehend unbeantwortet blieben. Vor diesem Hintergrund formuliert die Initiative den Vorwurf einer „Verschleppungstaktik“ und einer Mangelverwaltung, die Kinder, Jugendliche und Vereine treffe. Ob diese Zuschreibungen rechtlich Bestand hätten, wäre Aufgabe der Gerichte; politisch aber ist klar, dass die Fronten inzwischen verhärtet sind.
Gleichzeitig geht es um die Frage, welchen Stellenwert das Thema Schwimmen, Rettungsschwimmen und Wasserkompetenz im kommunalen Alltag tatsächlich hat. Viele Kommunen versuchen, ihr Schulschwimmen zu stabilisieren oder wieder auszubauen, und setzen dabei auf Kooperationen mit Vereinen, Bädergesellschaften und privaten Anbieter:innen. Eltern, die sich einen Überblick verschaffen möchten, finden in regionalen Medien sowie in überregionalen Ratgebern zahlreiche Beispiele gelungener Modelle – aber eben auch warnende Beispiele für den Verlust von Schwimmflächen. Für Herne fasst die Bürgerinitiative die Lage so zusammen: Ohne eine ernsthafte Sanierungsprüfung für das Hallenbad Eickel, ohne eine belastbare Planung für Sprunganlagen und Wassertiefen und ohne eine aktive Einbindung der Vereine droht der Stadt mittelfristig ein struktureller Schaden. Wer künftig verstehen will, wie sich diese Entwicklung auf den Alltag in Herne auswirkt, wird regelmäßig die lokale Berichterstattung verfolgen müssen – etwa Beiträge in der Rubrik „Lokales“ der SN SONNTAGSNACHRICHTEN, erreichbar unter SN SONNTAGSNACHRICHTEN – Lokales, in denen die Debatte um Bäder, Schulschwimmen und Daseinsvorsorge weiter dokumentiert werden wird.
























