Berlin / Bochum / Herne. [sn] Prozessauftakt an der 3. Strafkammer – Jugendkammer I. Instanz – am 04.04.2023 (Az.: 3 KLs 5/23). Anberaumt sind insg. neun Verhandlungstage mit dem Urteil wird nicht vor Juni d. J. gerechnet.
Angeklagt wurden der Herner Karim S. (22 Jahre) und der Berliner Arhat P. (15 Jahre), der Herner Firat P. (16 Jahre) und die Berlinerin Reyhan P. (44 Jahre) wegen versuchtem Mord, gefährlicher Körperverletzung sowie Beihilfe zu versuchtem Mord und gefährlicher Körperverletzung in Herne. Eine an der Tat ebenfalls beteiligte 14-jährige Auftragsmörderin soll in Berlin gesondert gerichtlich verfolgt werden.
Den Angeklagten Arhat P. und Firat P. wird zur Last gelegt am 24.10.2022 in Berlin, aufgrund familiärer Probleme beschlossen zu haben, den Geschädigten, ihren Vater, zu töten.
Der Angeklagte Karim S. soll diese dabei unterstützt haben. So soll er zunächst vorgeschlagen haben, den Geschädigten selbst mit einem Messer zu töten und später angeboten haben, eine halbautomatische Pistole zu besorgen.
Der Angeklagte Arhat P., der seinerzeit in Berlin wohnte, soll schließlich mit einer gesondert verfolgten Mitschülerin nach Herne zu dem Angeklagten Firat P., der bei dem Geschädigten wohnte, gereist sein, wobei alle drei übereingekommen sein sollen, dass die gesondert Verfolgte den Geschädigten im Schlaf töten sollte. Der Angeklagte Reyhan P. soll der gesondert Verfolgten ein Hotelzimmer gebucht haben.
Gemäß des zur Last gelegten gemeinsamen Tatplanes von Arhat P., Firat P. und der gesondert Verfolgten soll sich letztere am frühen Morgen des 24.10.2022 mit einer Machete in die Wohnung des Geschädigten begeben haben, wobei der Angeklagte Firat P. ihr die Tür geöffnet haben soll. Der Angeklagte Arhat P. soll sie begleitet haben und sich ins Wohnzimmer der Wohnung begeben haben. Die gesondert Verfolgte soll sich in das Schlafzimmer begeben haben und sodann mehrfach mit der mitgeführten Machete auf den Geschädigten eingeschlagen haben. Dieser sei jedoch erwacht und habe seine Hand schützend vor den Kopf gehalten, sodass die gesondert Verfolgte von der weiteren Ausführung abgesehen haben und geflohen sein soll.
Währenddessen soll die Angeklagte Reyhan P., Ehefrau des Geschädigten und Mutter der Angeklagten Arhat P. und Firat P., welche von den Plänen gewusst habe, in ständigem telefonischen Kontakt zu dem Angeklagten Firat P. gestanden haben.
Der Geschädigte soll multiple Schnittverletzungen am Kopf und an der linken Hand mit Amputation des kleinen Fingers erlitten haben. Er habe operativ versorgt werden müssen, wobei der Finger replantiert worden sei.
Quelle: Landgericht Bochum
Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Bochum soll die Angeklagte Mutter Reyhan P. im April 2022 mit ihrem jüngeren Sohn Arhat P. nach Berlin gezogen. Der 16-Jährige Sohn Firat P. blieb jedoch beim Vater in Herne. Als der Vater nicht in die Scheidung einwilligen wollte, sollen die beiden Söhne ein Mordkomplott geschmiedet haben. Eine 14-jährige Mitschülerin des 15-Jährigen Arhat P. soll dazu sich bereit erklärt haben, den Vater zu töten.
Art. 6 der Europäischen Menschenrechtskonvention: „Jede Person, die einer Straftat angeklagt ist, gilt bis zum gesetzlichen Beweis ihrer Schuld als unschuldig.“
Wie alle Jugendgerichte können Jugendkammern auch zuständig sein, wenn von Erwachsenen begangene Straftaten oder Verfehlungen zum Nachteil von Kindern oder Jugendlichen waren.