Berlin / Herne. [sn] Den Nutzern von E-Scootern in Herne steht ab dem 17.10.2024 eine bedeutende Veränderung bevor: Die bislang unter der Marke TIER fahrenden E-Scooter werden künftig nur noch über die Dott-App verfügbar sein. Diese Umstellung ist Teil einer größeren Fusion der beiden Anbieter, die im Frühjahr 2024 angekündigt wurde. Die Stadt Herne ist damit eine von vielen, die von der Integration betroffen sind, und für die Nutzer gibt es einige Anpassungen, die teils positive, teils problematische Folgen haben könnten.
Die Zusammenführung der beiden Mikromobilitätsriesen TIER und Dott soll laut Unternehmensangaben die Effizienz steigern und die Kosten senken. Für Nutzer bedeutet dies zunächst, dass sie ihre bisherige TIER-App nicht mehr nutzen können und auf Dott umsteigen müssen. Auf den ersten Blick scheint der Prozess unkompliziert: Die Dott-App herunterladen, ein Konto erstellen und die Zahlungsdaten aktualisieren. Doch für viele könnte dieser Schritt mit Hindernissen verbunden sein. Einige Nutzer, insbesondere ältere oder weniger technikaffine Personen, könnten Schwierigkeiten haben, die Umstellung reibungslos zu bewältigen.
Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob dieser Schritt wirklich im Interesse der Nutzer erfolgt oder ob es primär um die Marktposition der beiden Unternehmen geht. TIER war besonders in Deutschland eine bekannte Marke, während Dott international stärker verankert ist. Die Entscheidung, den Markennamen TIER zu eliminieren, könnte daher bei einigen deutschen Kunden auf Unverständnis stoßen.
Mit der Fusion werden nicht nur technische Änderungen vorgenommen, sondern auch die Preisstruktur bleibt ein zentraler Aspekt. Die bisherigen TIER-Nutzer in Herne müssen sich auf eine Aktivierungsgebühr von einem EUR und einen Minutenpreis von 27 EURCent einstellen. Im Vergleich zu anderen Anbietern, wie etwa Lime, die ähnliche Preise verlangen, bleibt Dott im durchschnittlichen Preissegment. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese Preispolitik auf Dauer attraktiv bleibt, insbesondere da der Wettbewerb auf dem Markt für Mikromobilität weiter zunimmt.
Positiv ist die Einführung von Pässen, die es den Nutzern ermöglichen, auf lange Sicht Kosten zu sparen. Dies könnte insbesondere für Pendler oder Vielnutzer attraktiv sein. Zudem bietet Dott die Möglichkeit, bis zu drei E-Scooter gleichzeitig auszuleihen, was für Gruppen oder Familien ein klarer Vorteil ist.
Die Anbieter der E-Scooter preisen die Nachhaltigkeit ihrer Fahrzeuge an. Sie sollen Staus reduzieren und zur Senkung der Umweltbelastung beitragen. Doch der tatsächliche Nutzen für das Stadtbild bleibt fraglich. In Herne, wie auch in vielen anderen Städten, gibt es immer wieder Beschwerden über wild abgestellte E-Scooter, die Gehwege blockieren und damit die Mobilität von Fußgängern, insbesondere älteren und behinderten Menschen, beeinträchtigen. Zwar betonen die Betreiber, dass sie eng mit lokalen Behörden zusammenarbeiten, doch die bisherigen Maßnahmen zur Regulierung lassen oft zu wünschen übrig.
Die Frage bleibt, ob die Fusion von TIER und Dott tatsächlich eine Verbesserung der Mobilität in Herne bedeutet oder ob die Anzahl der E-Scooter, nun alle unter einer Marke, nur weiter zunimmt und das bestehende Problem der Überlastung öffentlicher Flächen verschärft.
Die Fusion von TIER und Dott bringt auf den ersten Blick viele Vorteile: mehr Effizienz, eine größere Flotte und zusätzliche Funktionen für Nutzer. Doch für die Menschen in Herne stellt sich die Frage, ob diese Vorteile in der Praxis auch wirklich spürbar werden. Die Umstellung auf die Dott-App könnte einige Nutzer vor Herausforderungen stellen, und die Frage nach der Nachhaltigkeit und der Integration der E-Scooter ins Stadtbild bleibt offen. Es bleibt abzuwarten, ob die Fusion langfristig zu einer Verbesserung der urbanen Mobilität beiträgt – oder ob sie nur das bestehende Chaos neu organisiert.