Herne. [sn] In den dunkelsten Jahren des Zweiten Weltkriegs fand eine beispiellose Ausbeutung von ausländischen Zivilarbeitern statt. Die Schrecken des Krieges waren nicht nur auf die Frontlinien beschränkt, sondern durchdrangen alle Aspekte des Lebens in den von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten. Millionen von Menschen aus verschiedenen Ländern wurden in Zivilarbeitslagern festgehalten und zur Zwangsarbeit gezwungen, was eine der traurigsten Kapitel der Menschheitsgeschichte darstellt.
Bereits ab 1939 mussten etwa 8,5 Mio. ausländische Zivilarbeiter unter dem NS-Regime Zwangsarbeit leisten. Anfangs wurden vor allem Kriegsgefangene und Häftlinge aus Konzentrationslagern in verschiedenen Arbeitsbereichen eingesetzt. Später wurden Zivilarbeiter vermehrt in der Landwirtschaft sowie in kriegswichtigen Industrien wie der Rüstungsindustrie eingesetzt. Diese Arbeitskraft reichte von Einzelhaushalten über mittelständische Unternehmen bis hin zu Großbetrieben. Insbesondere die Sowjetunion, Polen und Frankreich stellten die größten Gruppen von Zivilarbeitern, wobei Frauen oft in der Mehrheit waren. Viele der Verschleppten waren minderjährig.
Die Zwangsarbeiter wurden unter unmenschlichen Bedingungen gehalten, oft in überfüllten Lagern, mit unzureichender Verpflegung und schlechter medizinischer Versorgung. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren geprägt von Ausbeutung, Entbehrung und Misshandlung. Diese brutale Praxis spiegelte die rassistische Ideologie des nationalsozialistischen Regimes wider, das die Arbeit dieser Menschen als minderwertig ansah.
Besonders drastisch wurde die Situation in den von Deutschland besetzten Gebieten während des Krieges, wie Polen und der Sowjetunion, wo viele Menschen zwangsrekrutiert wurden, um die deutsche Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten. Die „Ostarbeiter“ aus der Sowjetunion und polnische Arbeiter wurden zur Arbeit gezwungen und mussten auf ihrer Kleidung Kennzeichnungen tragen, die ihre Herkunft verrieten.
Allein in Herne gab es u. a. Zivilarbeitslager an vielen Orten:
- Schüchtermann & Kremer-Baum (heute Funkenbergquartier genannt)
- Baumstr.
- Gewerkschaft Dorn
- Maschinenfabrik Flottmann & Co.
- Hafenstr. 31
- Kantstr. 28
- Kasino Teutoburgia
- La-Roche-Str.
- Schulstr. 14
- Zeche Constantin
- Zeche Friedrich der Große
- Zeche Mont-Cenis
- Zeche Shamrock
Der Anteil der Zwangsarbeiter an den Zechenbelegschaften in Herne und Wanne-Eickel schwankte in der braunen Zeit zwischen 30 und 50 %. Entsprechend groß waren die Lagereinrichtungen. Wenn man bedenkt, dass die Zechen in der Nazi-Zeit zwischen 1.000 und 5.000 Beschäftigte hatten.
Der Zweite Weltkrieg endete schließlich im Mai 1945, und mit ihm endete auch die Schreckensherrschaft des NS-Regimes und die Ausbeutung der Zwangsarbeiter. Dieser dunkle Abschnitt der Geschichte bleibt eine schmerzhafte Erinnerung an die grausamen Auswirkungen des Krieges und die unmenschliche Behandlung derjenigen, die unter den Gräueln des Zweiten Weltkriegs gelitten haben.
Neben einem dem Gedenkstein auf dem Wiescherfriedhof gelegenen „Russenfeld“ mit 400 Gräbern erinnert noch ein weiterer Stein auf Waldfriedhof in Wanne-Eickel an die Schicksale der Zwangsarbeiter in Herne.
Außerdem benannte die Stadt eine Straße nach dem russischen Zwangsarbeiter Juri Gerus und errichtete 2001 am Mahnmal für die Opfer des Widerstandes eine Gedenktafel, um an die Opfer der Zwangsarbeit zu erinnern. Die Inschrift der Tafel lautet: „Zum Gedenken an die vielen tausend Menschen aus den verschiedenen Staaten Europas, die in Herne und Wanne-Eickel während des Zweiten Weltkriegs unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten.“
Das Stadtarchiv Herne hat Namenslisten von rund 2.000 ausländischen Arbeitskräften, die auf verschiedenen Zechen im Raum Wanne-Eickel, insbesondere den Zechen Shamrock, Graf Bismarck, Königsgrube und Pluto, beschäftigt waren sowie eine Liste von Kriegsgefangenenlagern im Raum Herne / Wanne-Eickel / Castrop-Rauxel mit Angaben zur Belegungsstärke und zur Bewachung.
Die Erinnerung an die Leiden der Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg ist von entscheidender Bedeutung, um sicherzustellen, dass solche Gräueltaten niemals wieder geschehen. Die Welt muss sich immer wieder daran erinnern, wie weit die Menschheit in Zeiten des Konflikts gehen kann, um sicherzustellen, dass solche Schrecken niemals wiederholt werden.
Es ist daher eine Pflicht an prominenter Stelle an die dunkle Vergangenheit des Geländes „Funkenbergquartiers“ der ehem. Maschinenfabrik Schüchtermann & Kremer-Baum auf dem die Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung ihre neue Heimat finden soll an die Geschehnisse vor rund 80 Jahren zu erinnern. Die Flächen der Zwangsarbeiterlager dürfen schon aus Respekt vor den vielen dort gequälten und gestorbenen Menschen nicht überbaut werden. Hier ist die Gesellschaft allgemein, der Rat der Stadt und insb. die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen als obere Denkmalschutzbehörde gefordert ein Zeichen zu zeigen.
Gleiches gilt im Übrigen auch für das Gelände der ehem. Zeche Shamrock 3/4/11, wo heute (Ideenskizze) die International Technology World Herne (ITW * H) entstehen soll.