Bochum/Herne. [sn] Ein TÜV-Ingenieur aus Bochum beweist, dass Mitgefühl und Unternehmergeist kein Widerspruch sein müssen. Ömer Kaleoglu, 38 Jahre alt, hat in direkter Nachbarschaft zum Evangelischen Krankenhaus (EvK) Herne eine neue TÜV-Station eröffnet. Statt sich zur Eröffnung mit Präsenten feiern zu lassen, stellte der Familienvater eine Spendenbox auf – zugunsten der Palliativstation, auf der seine Tante einst ihre letzten Tage verbrachte.
„TÜV einmal anders“ – mit Herz und Verantwortung
Für viele ist der TÜV ein notwendiges Übel, verbunden mit langen Wartezeiten, technischer Strenge und kühler Atmosphäre. Nicht so bei Ömer Kaleoglu. Mit dem Konzept „TÜV einmal anders“ möchte der Ingenieur vom TÜV Nord nicht nur das Image der Hauptuntersuchung entstauben, sondern auch eine neue Form der Kundenbeziehung schaffen: nahbar, transparent und menschlich.
Sein Beweggrund ist persönlich: Als seine Tante auf der Palliativstation des EvK Herne lag, erlebte Kaleoglu eine Pflege, die weit über das Übliche hinausging. „Die liebevolle Betreuung dort hat uns als Familie durch eine schwere Zeit geholfen“, sagt er. Diese Erfahrung habe ihn tief geprägt. Die Konsequenz: Kein üblicher Eröffnungstrubel, sondern eine klare Ansage: „Was soll ich mit 20 Topfpflanzen und Schokolade? Viel lieber wünschte ich mir Spenden für Menschen am Ende ihres Lebens.“
Gemeinsam mit seinem Stationsleiter Christian Schwarz kamen so 1.000 EUR zusammen. Eine Summe, die nicht aus der Portokasse stammt, sondern aus echter Überzeugung.
Wenn Kunden Trinkgeld geben – fließt es an die, die es brauchen
Bei der symbolischen Scheckübergabe vor der neuen Prüfstelle an der Wiescherstraße 11 war die Freude groß. Dr. Katja Vogelsang, Ärztliche Leiterin des Palliativzentrums, kam gemeinsam mit Nadine Kolpatzik und Cornelia Riebensahm von der Stationsleitung. Der Förderverein hatte das Treffen organisiert.
„Ein Unternehmer mit Herz – das brauchen wir mehr in dieser Stadt“, sagte Dr. Vogelsang während des Treffens. Kaleoglu nutzte die Gelegenheit, um sein Geschäftsmodell vorzustellen, das auf sozialen Mehrwert zielt: Neben Haupt- und Abgasuntersuchungen bietet er auch Gutachten für Oldtimer und Umbauten an. Kunden, die sich erkenntlich zeigen möchten, können künftig direkt an die Palliativstation spenden. „Das Trinkgeld-Schälchen wird bald durch eine echte Spendenbox ersetzt“, verspricht der Ingenieur.
Regelmäßig zeigt Kaleoglu auf Instagram Einblicke in seine Werkstatt, erklärt Fahrzeugumbauten und stellt klassische Fahrzeuge vor – in einer Form, die sogar Technikmuffel anspricht. Der soziale Aspekt kommt nie zu kurz.
Dabei bleibt der Unternehmer bodenständig. „Ich sehe mein Engagement nicht als Wohltat, sondern als Teil meines Geschäftsmodells“, sagt er. „Wenn ich durch meine Arbeit etwas zurückgeben kann, mache ich das von Herzen.“
Dass sein Konzept aufgeht, zeigt die positive Resonanz der Kundschaft. Schon jetzt denken Kaleoglu und sein Team über weitere soziale Projekte nach. In Zukunft könnten wechselnde Spendenzwecke vorgestellt werden – immer mit lokalem Bezug. Wichtig sei ihm dabei die Nachhaltigkeit des Engagements. „Ich will kein einmaliges Bild in der Zeitung, sondern eine dauerhafte Verbindung.“
Auch Romina Kaleoglu, Ehefrau des Prüfers, steht hinter dem sozialen Ansatz. „Wir haben selbst erlebt, wie wichtig würdevolle Sterbebegleitung ist. Es ist schön, dass wir nun etwas zurückgeben können.“
Private Spenden beitragen zunehmend zur Finanzierung nicht-medizinischer Extras – etwa für Musikangebote, Aromatherapie oder besondere Möbel auf der Palliativstation. Die Spende von Ömer Kaleoglu soll gezielt dort eingesetzt werden, wo sie nicht durch Krankenkassen gedeckt ist.
Der Förderverein des EvK Herne, der regelmäßig Spenden sammelt, hofft, dass dieses Beispiel Schule macht. „Vielleicht können sich ja weitere Unternehmer in der Region ein Herz fassen“, sagt Vereinsvorsitzender Bernd Lütke. Auch Bücher über Palliativpflege oder Ratgeber für Angehörige seien sehr gefragt, um das Thema in die Öffentlichkeit zu rücken.
SN SONNTAGSNACHRICHTEN begleitete die Spendenübergabe journalistisch und sprach mit den Beteiligten über die Kraft eines Moments, der alles verändern kann. Vielleicht beginnt genau darin die neue Definition von Heimat: Dort, wo soziale Verantwortung kein Fremdwort ist, sondern gelebte Realität.