Hamburg. [sn] Der norddeutsche Fernsehmoderator Carlo von Tiedemann ist tot. Der langjährige NDR-Star verstarb im Alter von 80 Jahren in Hamburg. Seine Tochter Viktoria von Tiedemann, mit der er zeitlebens ein enges Verhältnis pflegte, erklärte am Samstag gegenüber mehreren Medien: „Ich habe meinen Papa verloren – aber die Welt hat einen herzensguten Menschen verloren.“
Carlo von Tiedemann galt als eine der letzten schillernden Figuren im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Seine Fernsehkarriere begann bereits in den 1970er Jahren, als er durch Shows wie Aktuelle Schaubude, DAS! oder NDR-Talkshow in ganz Deutschland bekannt wurde. Mit seinem norddeutschen Charme und einem feinen Gespür für Unterhaltung wurde er zum Publikumsliebling des Nordens.
Adel, Flucht und Fernsehruhm
Geboren wurde Carlo von Tiedemann 1943 in Stettin, als Spross einer altadeligen Familie mit Wurzeln in Ostpreußen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs floh die Familie wie viele andere vor der heranrückenden Front Richtung Westen. Die traumatische Erfahrung der Vertreibung prägte den jungen Carlo nachhaltig, ohne ihn je zu verbitterten.
Sein Einstieg ins Fernsehen gelang ihm über Umwege: Zunächst arbeitete er als Sprecher, dann als Moderator beim Norddeutschen Rundfunk. Schnell wurde er zum festen Bestandteil des Programms und blieb dem Sender bis ins hohe Alter verbunden. Auch nach seinem offiziellen Rückzug aus dem Rampenlicht war er als Gast bei zahlreichen Formaten präsent.
Skandale, Eskapaden – und viel Herzlichkeit
Trotz – oder gerade wegen – seiner vielen Eskapaden blieb von Tiedemann beim Publikum beliebt. Er machte keinen Hehl daraus, dass er in den 1980er- und 1990er-Jahren oft mit drogenabhängigen Frauen, Alkohol, Glücksspiel und exzessivem Nachtleben zu kämpfen hatte. Doch genau diese Offenheit machte ihn greifbar und menschlich.
„Die Leute wussten, ich bin nicht perfekt. Aber ich war immer ehrlich“, sagte er einmal in einem Interview mit der Tagesschau.
Auch in seiner Autobiografie mit dem Titel Mensch Carlo!, erschienen im Jahr 2020, ging er ungeschönt auf die Höhen und Tiefen seines Lebens ein. Sie zeigt den Menschen hinter der Kamera – verletzlich, humorvoll und bodenständig. Der Wikipedia-Eintrag zu Carlo von Tiedemann fasst diese Stationen sachlich zusammen.
Neben seiner Fernsehkarriere engagierte sich Carlo von Tiedemann regelmäßig karitativ. Besonders Kinderhilfswerke und Projekte zur Suchtprävention lagen ihm am Herzen. Seine Biografie ist heute als Autobiografie „So. Und nicht anders. Mein aufregendes Leben“ erhältlich.
Als er 2004 einen Herzinfarkt überlebte, änderte er seinen Lebensstil radikal. Er wurde zum Botschafter für ein bewussteres Leben – und zum Hoffnungsträger für viele ältere Menschen.
Ein vollständiger Lebensweg von einer Vertriebenenfamilie über das Showgeschäft bis hin zur Sozialarbeit – selten war ein Moderator so nahbar und gleichzeitig so unterhaltsam.
Seine Tochter Viktoria will nun sein Andenken bewahren. „Er hat so viele Menschen berührt. Ich hoffe, er bleibt unvergessen.“
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