Herne. [sn] Irgendwie erinnert mich die folgende Geschichte an eine The Simpsons Folge „Marge vs. the Monorail“ aus Staffel 4 Episode 71. Die Stadt Springfield erhält von Mr. Burns wegen Umweltverschmutzung drei Mio. Dollar Schadenersatz. Nun denkt man an höchster Stelle darüber nach, was man mit dem vielen Geld anstellen könnte. Mr. Lanley, ein skrupelloser Geschäftemacher, redet den Bürgern ein, dass die Stadt unbedingt eine Einschienenbahn brauche. Homer soll der Zugführer werden. Die Bahn wird gebaut und Homer bekommt den Job. Dass er dabei gehörig ins Schwitzen kommen wird, hätte er sich allerdings nicht träumen lassen. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und realen Handlungen sind rein zufällig.
Irgendjemand aus unserer Stadtspitze muss diese Folge wohl auch gesehen haben. Anders kann man sich das hier sonst nicht erklären:
„Eine Seilbahn in unserer Stadt, eine Seilbahn die viel zu bieten hat eine Seilbahn hier in Herne (Wanne-Eickel) und sie gehört nur dir und mir.“, so höre ich uns schon alle bei der Einweihung singen oder beten. Dann ist es jedoch zu spät da darfst du und ich bereits für den Unsinn blechen nein besser später unsere Kinder und Enkelkinder.
Die Personen die uns aus Großmannssucht und Profit dieses Teil in die Stadt gepflanzt haben dürften dann bereits gestorben sein. Allen Claqueuren sei dies als Mahnung gesagt.
Lustig daran ist, dass man noch gar keinen Plan dafür hat, was Betrieb und Unterhaltung kosten und wie es überhaupt finanziert werden soll, zumindest nicht wo der kommunale Anteil her kommen soll.
Hauptsache erst einmal großartige Zahlenspiele und Fiktionen in die Welt setzen und so Steuergelder für absurdeste Machbarkeitsstudien herauswerfen.
- Nein, wenn man der Politik glauben soll, werden zigtausende Touristen nach Wanne-Eickel kommen, um mit der Seilbahn über Bahngleise fahren zu dürfen. Ob die Touristen nicht lieber mit der Seilbahn über den Rhein fahren dürften? Ach nein, das machen die ja schon heute nicht, die Zigtausenden.
- Nein, wenn man der Politik glauben soll, dann fahren zigtausende Arbeitnehmer statt mit dem Auto jeden Tag mit der Seilbahn (und Bahn) zur Arbeit. Woher die ganzen Arbeitsplätze kommen sollen und wann … man weiß es nicht so genau.
- Nein, wenn man der Politik glauben soll, dann bezahlt das alles das (hochverschuldete) Land und der Bund. Aber letztendlich doch auch von unseren Steuergeldern und der kommunale Anteil einer (hochverschuldeten) Stadt ist auch nicht zu verachten.
Wer das glaubt, was uns die Politik, die Claqueure der SPD, die Profiteure der Aktion und Lobbisten hier vorgaukeln der ist wirklich schon eine Phase weiter.
Die Seilbahn für 32 Mio. EUR (es können auch schnell 60 oder mehr werden) ist nun wirklich nur eine völlig hirnverbrannte Idee. Pro Meter Seilbahn 30.476,19 EUR unser aller Steuergelder verbrennen. Was könnte man für das Geld alles sanieren oder einfach mal 1.000 Menschen für ein Jahr in Brot und Arbeit bringen. Natürlich lieber Oberbürgermeister, Fördermittel sind zweckbestimmt. Aber darum geht es doch gar nicht.
Die Straßenbahnlinie 306 / 316 könnte zum gleichen Preis um einen U-Bahn-Haltepunkt erweitert werden und so ohne Umstieg bei gleichbleibender Taktung mehr als 600 Personen pro Stunde transportieren. Das bei jedem Wetter und nicht nur wenn es Windstill ist. Es ist städtebaulich wesentlich sinnvoller und nachhaltiger eine neue Straßenbahn entlang der Dorstener Str. bis Crange zu führen (auch um das jährlich wiederkehrende Verkehrschaos bei Kirmes und Weihnachtsmarkt zu entzerren und das Wananas anzubinden) als diesen Mumpitz weiterzudenken.
Noch stumpfsinniger wird das Ganze wenn der Oberbürgermeister auf einen offenen Brief (Die Linke) in der WAZ verkündet: „Fließen die Fördermittel für den Bau eines umweltfreundlichen und modernen Nahverkehrsmittels nach Herne – oder baut eine andere Kommune mit diesem Geld eine urbane Seilbahn?“ Geht es dem Oberbürgermeister nur darum Fördermittel anderen Kommunen um jeden Preis zu entreißen? Ob der Fördergegenstand sinnvoll ist oder auch nicht? Ist diese Denke sozialistisch? Aber auch die Meinung des Oberbürgermeisters, dass über diese Förderung innovative Technologien, moderne Ausbildungsplätze und zukunftsfeste Arbeitsplätze in Herne verankert werden beleibt Zweifelhaft. Die „innovative“ Technologie ist jedenfalls (ur)alt. Adam Wybe (1584–1653) errichtete 1644 in Danzig eine der ersten Seilbahnen weltweit. Und ob, die wenigen Ausbildungs- und Arbeitsplätze die (in Herne) vermeintlich im Zusammenhang mit der Seilbahn geschaffen werden eine Zukunft (in Herne) haben und unterm Strich 32 und mehr Millionen EUR kosten dürfen, wer dies als sinnvoll erachtet, der hatte auch in der FAKT.AG einen Gewinn für Herne gesehen.
Das die Herner Politik diesen Schwachsinn mitträgt – ohne Worte. Jedes einzelne Ratsmitglied welches dem Wahnsinn zustimmt sollte sich dafür in Grund und Boden schämen!