Herne. [sn] In der WHS-Seniorenwohnanlage Siepenstr. 12C-E in Herne hat die Wohnungsgenossenschaft Herne-Süd e. G. (WHS) eine fragwürdige Entscheidung getroffen: Statt gegen „erlebnisorientierte“ und kiffende Jugendliche, die wiederholt für nächtliche Ruhestörungen und Vandalismus sorgten, konsequent vorzugehen, wurde der Aufenthaltsort der Senioren selbst zum Ziel einer drastischen Maßnahme. Die Schutzhütte, die ursprünglich als Treffpunkt für die älteren Bewohner diente, wurde mit Gittern versehen.
Wenn Ruhestörung zu Gitterstäben für Senioren führt
Die Problematik begann mit Jugendlichen aus den benachbarten Wohnanlagen der Herner Gesellschaft für Wohnungsbau mbH (HGW). Diese trafen sich bis in die frühen Morgenstunden in der Schutzhütte, konsumierten dort offenbar Drogen (in einer Schutzzone) und störten mit lautstarkem Verhalten die Nachtruhe. Die naheliegende Lösung wäre gewesen, die eigentlichen Verursacher zur Verantwortung zu ziehen, etwa durch Polizeieinsätze, Anzeigen oder technische Überwachungsmaßnahmen.
Doch stattdessen wählte die WHS einen absurden Weg: Sie riegelte die Schutzhütte mit Gittern ab. Zwar dürfen die Senioren den Ort weiterhin nutzen, doch dies nun in einem Umfeld, das jegliche Aufenthaltsqualität verloren hat. Die Randalierenden hingegen wurden nicht „eingesperrt“ – sondern schlicht „nur“ vertrieben, vermutlich auf der Suche nach einem neuen Platz für ihre nächtlichen Aktivitäten.
Falsche Signale: Die Störer bleiben frei, die Senioren landen hinter Gittern
Diese Maßnahme wirft erhebliche Fragen auf:
Warum wurde nicht zuerst versucht, die Jugendlichen gezielt zur Verantwortung zu ziehen?
Warum müssen die Senioren die Konsequenzen für das Fehlverhalten anderer tragen?
Weshalb wurde eine technische Lösung – etwa Überwachungskameras oder ein geregeltes Zugangsverbot – nicht in Erwägung gezogen?
Durch die Gitterlösung wirkt es nun so, als seien nicht die randalierenden Jugendlichen das Problem, sondern die Senioren selbst. Sie können zwar weiter in der Hütte sitzen, doch das Gefühl von Freiheit und Offenheit wurde durch das Gitter ersetzt – ein Symbol für die verfehlte Strategie der WHS.
Erlebnisorientierte Störer: Problem nur verlagert
Die als „erlebnisorientiert“ bezeichneten Jugendlichen zeigen ein Verhaltensmuster, das sich nicht durch die Sperrung eines Ortes auflöst. Sie ziehen weiter – vermutlich in ein anderes Wohnviertel oder eine neue ungeschützte Ecke. Das eigentliche Problem wurde also nicht gelöst, sondern nur verschoben. Die Senioren hingegen bleiben mit einem bitteren Nachgeschmack zurück: Ihr einst gemütlicher Treffpunkt wurde zu einem Käfig umfunktioniert.
Gitter gegen die Falschen – ein fatales Zeichen
Die Entscheidung der WHS könnte ein gefährlicher Präzedenzfall werden. Statt sich für ihre Mitglieder einzusetzen und ihr Wohnumfeld zu schützen, wird eine Politik der „räumlichen Problembewältigung“ betrieben: Die Verursacher verschwinden, die Betroffenen zahlen den Preis. Doch eine Wohnungsgenossenschaft sollte in erster Linie die Interessen der Mieter wahren – und nicht durch fragwürdige Maßnahmen ein Sicherheitsgefühl auf Kosten der Schwächsten erzeugen.
Die WHS sollte sich die Frage stellen, ob diese Maßnahme tatsächlich im Sinne ihrer älteren und meist langjährigen Mitglieder ist. Andernfalls droht nicht nur der Verlust von Aufenthaltsqualität, sondern auch von Vertrauen. Denn wer sich als Senior in der eigenen Wohnanlage hinter Gittern wiederfindet, muss sich fragen: Wer wird hier eigentlich geschützt – und wer bestraft?