Herne. [sn] An manchen Tagen gewinnt man den Eindruck, dass uns in Herne jeden Tag ein neuer Blödsinn von Seiten des Rates, der Bezirksvertretung oder der Verwaltung beschert wird.
Versucht man mit solchen Aktionen eigentlich von den anderen Baustellen, dem Personalmangel in der Verwaltung oder der Unfähigkeit an vielerlei Stellen in der Stadt abzulenken? Ich befürchte ja, denn normal ist das doch nicht!
Warum kümmert man sich in der Verwaltung und Politik nicht um die „Brände“ in unserer Stadt wie dem unsäglichen Personalmangel in der Verwaltung (Ausländerbehörde, Straßenverkehrsamt, …), dem Lehrermangel an unseren Schulen, dem Schulbau und der -sanierung die seit Jahren stockt, den kaputten Straßen und halbfertigen Baustellen der E-Gruppe (City-Center, Europagarten, Kaiserquartier, …). Warum sieht die Politik nicht darin ihre prioritären Aufgaben?
Was zum Teufel interessiert es den Herner Bürger, wenn man ein ITW *H bauen oder eine Straße umbenennen will, wenn seine Kinder ständig von Unterrichtsausfall bedroht sind und er zur Arbeit über Schlaglochpisten fahren muss?
Jetzt soll der Heckenweg in Wanne-Eickel umbenannt werden.
Durch die Umbenennung soll an eine „große“ Persönlichkeit erinnert werden. Nämlich an den ehemaligen Wanne-Eickeler Oberbürgermeister Heinrich Weidmann der als erster frei gewählter Oberbürgermeister der Stadt Wanne-Eickel gilt. Heinrich Weidmann war mit Leib und Seele Wanne-Eickeler, Demokrat und Christ. Er arbeitete, wie viele im Ruhrgebiet für eine nahegelegene Zeche und bewies auch während des Zweiten Weltkrieges, dass moralische Grundsätze es wert sind diese zu vertreten.
Dies ist grundsätzlich gut und richtig so auch, dass man sich mal an eine „Wanne-Eickler“-Persönlichkeit erinnert oder erinnern will. Nach der Zwangseingemeindung kommt Wanne-Eickel ehedem immer zu kurz und wurde nur zum Stadtteil herabgestuft.
Aber satt den Heckenweg (der Name geht auf einen Wettbewerb zurück, den die Grundschule Königstr. mit ihrem Namensvorschlag gewann) umzubenennen und damit Kosten für die Anwohner und zunächst einmal ein (Orientierungs)Chaos vor Ort zu erzeugen hätte man in der Bezirksvertretung besser einmal über die Umbenennung von sagen wir mal „grenzwertigen“ Straßenwidmungen nachdenken sollen. Von Straßennamen, die an Personen erinnern, die in den Augen vieler nun mal keine Vorbilder sind. Wie z. B. die „Heinrich-Lersch-Straße“ in Röhlinghausen. Bereits 1953 wurde die Straße nach dem Dichter benannt. Lersch gehörte 1933 zu den 88 deutschen Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichneten. Nun die Treue schwörten viele damals aber nicht jeder trat auch in die NSDAP ein. Er schrieb Lyrik wie „Herz, aufglühe dein Blut“ (1916); „Deutschland“ (1917) und „Mensch im Eisen“ (1925) und von ihm stammt der vielzitierte Vers „Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen!“ (Soldatenlied, 1914). Texte mit denen sich heutzutage kaum noch ein Deutscher identifizieren will.
Wenn schon eine Umbenennung, dann wäre sie hier wohl angebrachter und ein richtiges Zeichen gegen Rechtsextremismus und Rassismus. – Zeichen setzen!